Samstag, 14. Juni 2014

Zu Besuch bei Ostfriesischen Milchschafen

Ich liebe Schafe! Sie sind so nett und sanftmütig und wollig. Darum habe ich mich besonders über die Gelegenheit gefreut, eine Bioland-Milchschäferei zu besuchen und dort mitzuhelfen.

Dort gab es etwa 80 Ostfriesische Milchschafe, noch etwa 40 Lämmer und einen friedfertigen Bock (ein Texel). Als Vatertier wurde dieses Fleischschaf gewählt, weil alle Lämmer geschlachtet werden, es handelt sich um keinen Zuchtbetrieb.

In welchem Alter genau die ersten Lämmer zum Schlachter kommen habe ich nicht erfahren, der Großteil wohl aber mit etwa 3 Monaten. Die Lämmer kommen gestaffelt "weg", da Milch zur Verarbeitung übrig bleiben soll. Etwa 40 Lämmer verbleiben lange Zeit bei den Muttertieren und werden sogar von Ihnen selbst abgesetzt, was sehr verständlich ist, wenn man beim Melken die Narben am Strich sieht.

Die ältesten kommen auf eine separate Weide und werden nach Bedarf geschlachtet. Denn ihr Fleisch kann als Lammfleisch verkauft werden, bis das Tier ein Jahr alt ist oder bis zur Geschlechtsreife. Erst in diesen Altersklassen macht der Betrieb auch Gewinn durch die Schlachtung, bei einem kleinen Krümel übersteigen die Schlachtkosten die Einnahmen.

Vielen Menschen ist nicht klar, dass Milchvieh regelmäßig Nachwuchs bekommen muss, damit das ganze funktioniert. Bei den Milchschafen ist gerade die beste Ertragszeit, sie nimmt über das Jahr ab und versiegt etwa im November. 
Der Trog ist leergefressen und die Tiere hinterhältig zum Melken fixiert. Eines in der Mitte hat wohl einen Trick, den Kopf rauszubekommen.
Die Milchschafe wurden zu meiner Besuchszeit morgens und abends gemolken. Nach dem abendlichen Melken kommen sie auf ein frisches Stück Weide, der Zaun wird täglich umgesteckt. Die Tiere sollen den Bewuchs gründlich runterfressen. Hätten sie täglich die gleiche große Weide, würden sie sich das gute Kraut rauspicken und die Weide verarmen. Den Tag verbringen sie im Stall. Zusätzlich zum Weidegras gibt es etwas Kraftfutter beim Melken. Im Winter wird dann Heu und Silage gefüttert. 

Die abgesetzten frechen Lämmer, die noch nicht auf der separaten Weide stehen, treiben sich gerne außerhalb des Stalls herum, machen Unsinn, gehen an die Kraftfuttervorräte und knabbern auch mal gerne an der Hecke vom Chef. Wenn man die Schafe zum Melken festgemacht hat, schleichen sie sich auf den Melkstand und trinken das erstbeste Schaf leer, das sich kaum wehren kann. Dann wird sich unter dem Bauch dieses Tieres zum Nächsten durchgerobbt und dort geplündert. Kleine Monster!

Saubere liebe Lämmchen auf der separaten Weide vs. dreckige Monster, die vor dem Melkstand auf ihre Gelegenheit lauern.
Es werden zwölf Schafe auf einmal zum Melkstand gelassen. Sie marschieren durch und stecken ihre Köpfe durch die Vorrichtung, um an das Futter im Trog dahinter zu kommen. Sie sitzen fest. Ich brauche je 12er etwa 15 Minuten, wenn sie keinen Unsinn machen. Das Melken geschieht mit der Maschine. Bevor der Melkbecher an den Strich (= Zitze) gesetzt wird, wird vorgemolken: Mit Hand wird ein Strahl gemolken, um die Gesundheit des Euters zu Prüfen und die keimige stehende Milch aus dem Strich zu entfernen.

Es gibt übrigens verschiedene Eutertypen: Fetteutern sieht man schlechter an, ob sie voll oder leer sind. Zisterneneuter (oder so... ich wusste es nicht mehr, und wenn man es googlet, kommt nur Schweinkram) fallen in sich zusammen, wenn sie leer sind.

Der Milchertrag betrug etwa 600 ml im Schnitt pro Schaf und Tag. Und das zur besten Jahreszeit! Ziegen geben deutlich mehr Milch. Aber der Fett- und Proteingehalt von Schafmilch ist viel höher als bei Kühen und Ziegen. Fett = 6-7 %. Darum ist der Ertrag beim Käsen auch höher als bei Kuhmilch (Schafmilch 4 : Käse 1). Es lohnt sich auf dem Hof also, die eigene Käserei zu führen. Und das ist eine gute Überleitung zum nächsen Artikel.


Bodenbearbeitung mit Pferd

Im Museumsdorf Volksdorf wird die Ackerfläche natürlich mit den Schleswigern vorbereitet. Und so wurde auch diesen März zum Pflügen losgezogen. Ich war beim Seminar dazu dabei:

Geübt haben wir mit Schwing- und Karrenpflug. Der Karrenpflug hat, wie der Name andeutet, einen Karren mit Rädern als Führung. Der Schwingpflug dagegen hat keine Führung und wird durch den Menschen, der dahinter läuft, ähnlich wie bei einer Schubkarre gehalten. Das sieht alles so einfach aus, wenn man zuschaut! Als wenn man nur hinterher spaziert und schaut, ob es gut läuft. Nein. Es brauch Kraft und Konzentration die Arbeitstiefe (wie tief wird die Furche) und -breite (wie breit wird sie, also wie weit ist der Abstand zur vorherigen Furche) zu steuern. Je nach Stelle des Ackers war es schwierig, dass das Messer nicht zur Seite abrutscht und man buchstäblich "aus der Bahn" geworfen wird. Das heißt dann anhalten, zurück, neu ansetzen. Das war besonders der Fall, wenn die Erde schwer und fest war oder alles etwas unregelmäßig. Also wenn die vorherige Furche, an der man ja entlang arbeitet, schlangenlinienförmig war oder ungleich tief. Der Boden war übrigens etwas zu nass an den Tagen und daher schwerer.


Die Arbeitstiefe des Schwingpflugs wird größer, wenn man die Griffe (Sterzen) runterdruckt, das kann man sich vorstellen. Beim Karrenpflug verhält es sich wegen des Karrens und des Hebeleffekts andersrum. Da musste man auch erst einmal umdenken. Man sollte meinen, es wäre einfacher den Karrenpflug zu bedienen, weil der Karren einem Gewicht abnimmt. Ich fand die Arbeit mit dem Schwingpflug angenehmer, weil er mir besser zu steuern vorkam und dadurch mein Kraftaufwand auch geringer sein konnte.  


Die Pferde wurden von unseren Profis geführt, das lernt man leider nicht mal eben in einem Seminar. Während andere mit Pflügen dran waren, konnte ich meinen Sammeltrieb ausleben: Im Boden steckten noch viele Kartoffeln vom Vorjahr und kamen durch das Pflügen ans Tageslicht. Die meisten waren matschig. Aber die, die tief genug überwintert haben, wurden eingesammelt. 

Auf dem Acker wachsen mittlerweile Kartoffeln und Flachs. Aber dazu kommen wir wann anders...