Montag, 2. September 2013

Seidenraupenfreunde

Ich habe neue Haustiere: Seidenraupen

Vor über sechs Wochen habe ich Seidenraupeneier bekommen. Einige von ihnen krabbeln immer noch bei mir in Boxen rum, doch der Großteil hat sich schon versponnen und verpuppt und könnte jeden Moment schlüpfen… 

Warum das Ganze? Erstmal finde ich, dass Seidenraupen tolle Haustierchen sind: nicht allzu langlebig, pflegeleicht und ziemlich niedlich. Und wer liebt nicht Raupen? Ich hatte erst vor kurzem gehört, dass Kinder aus der Region des Maulbeerbaumes die Raupen halten und füttern und die Kokons sammeln. Die Erfahrung wollte ich jetzt mal nachholen! Außerdem finde ich auch den ganzen textilen Bereich interessant und würde ganz gerne die Kokons weiterverarbeiten. 


 Hier die winzigen frisch geschlüpften Raupen. Auf dem Papier zwischen den Blättern sieht man noch "Eischalen".

Die Eier waren Stecknadelkopfgroß und die geschlüpften Raupen vielleicht einen Millimeter klein. Innerhalb einiger Tage war es schon ein Zentimeter und sie wuchsen weiterhin erschreckend schnell, bis etwa 4 cm Länge. Dementsprechend groß war ihr Hunger und ich bin oft quer durch die Stadt zu bekannten und neu gefundenen Maulbeerbäumen gefahren, um ihnen Futter zu besorgen. Die Tierchen ernähren sich nämlich ganz wählerisch nur von Blättern des Maulbeerbaumes. Nach knapp vier Wochen haben sich die ersten versponnen. Die, die übrig sind, haben wohl zwischendurch nicht genug Blätter abbekommen, und sind noch zu mickrig. Ich musste sehr darauf achten, die Blätter direkt auf sie zu legen, denn diese übergezüchtetdomestizierten Tierchen bewegen sich nicht allzu viel, um an ihr Futter zu kommen. 

 Die ausgewachsenen Raupen. Ihr Grünstich kommt durch den vielen Blattbrei zustande, mit dem sie angefüllt sind.

Zum Verspinnen suchen sie sich Ecken und Kanten. Die Kokons meiner Raupen sind gelblich.

Die Kokons werden bei mir nicht mit Puppen gekocht werden, um das Schlüpfen zu verhindern. Ich habe mich schließlich mit ihnen angefreundet und möchte dann auch die Falter bewundern dürfen. Wenn die Kokons durch das „Schlüpfen“ ein Loch haben, ist der Seidenfaden öfter unterbrochen, was bei der Seidentuchherstellung ein unebeneres Bild ergeben soll. Das finde ich eigentlich ganz reizvoll. Aber meine Vorhaben betrifft der unterbrochene Faden auch gar nicht, denn ich möchte die leeren Kokons aufschneiden und die Fäden mit Wolle gemixt verspinnen. Dann noch gefärbt mit Pflanzenfarben und das daraus Gestricke ergibt ein komplett selbst hergestelltes Kleidungsstück. 

Ich finde es faszinierend, wie viel Mühe und Energie es die Seidenraupen kostet, die Seide zu spinnen. Und wenn ich sehe, wie viel Futter sie benötigen und wie viele Ressourcen das ganze kostet, bin ich doch überrascht, wie günstig Seide ist! Es werden im Internet Bio- und Fair-Trade-Seiden angeboten, in die es sich sicher lohnt, zu investieren. Außerdem gibt es „gewaltfreie Seide“ aus Indien, bei der der Falter schlüpfen darf.  

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